Warum werden
Blätter bunt?
Nun haben wir Herbst. Die Blätter
vieler Bäume sind wie jedes Jahr schon gelb, rot oder braun. Zum Teil sind sie
schon herab gefallen. Wenn Du morgens zur Schule gehst, kannst Du mit den
Füssen das Laub aufwirbeln. Einfach klasse! Aber warum eigentlich?
Was passiert im Herbst in den
Blättern? Woher kommen die neuen bunten Farben? Und warum fallen die Blätter
schließlich zu Boden?
Eine Rettungsaktion
Im Herbst werden die Tage langsam kürzer und nachts ist es bereits deutlich
kühler als im Sommer. Schon bald gibt es den ersten Frost. Frost bedeutet, dass
die Temperaturen unter Null Grad Celsius fallen. Und bei einer Temperatur von
Null Grad gefriert Wasser zu Eis.
Das weißt Du sicherlich. Was aber
passiert, wenn Wasser gefriert? Es dehnt sich aus. Das kannst du selbst mal
ausprobieren. Lege eine Flasche aus weichem Kunststoff, die mit Wasser voll
gefüllt ist, in das Eisfach des Kühlschranks oder in die Tiefkühltruhe. Nach
ein paar Stunden ist das Wasser darin gefroren. Die Flasche selbst ist dick
aufgebläht oder gar aufgeplatzt, weil sich das Wasser darin beim Gefrieren
ausgedehnt hat. Dieses Experiment kannst Du Dir übrigens auch bei "Mach
mit" ansehen.
Farbstoffe wie Carotinoide und
Anthocyane färben die Blätter im Herbst in faszinierende Rot- und Gelbtöne.
Was hat das mit den Blättern zu tun? Ganz einfach: Blätter bestehen
aus vielen Pflanzenzellen und in den Zellen ist Wasser. Würde das Blatt
gefrieren, so würden viele Zellen zerstört, weil sich das Wasser in den Zellen
ausdehnen würde. Nun, jetzt denkst Du, ist doch völlig egal, ob die Blätter
durch den Frost zerstört werden. Sie fallen ja sowieso ab und sind dann tot.
Also könnten sie auch einfach erfrieren.
Das wäre wirklich egal, wenn die
Blätter nicht grün wären. Das Grün der Blätter kommt vom so genannten
Chlorophyll, dem grünen Farbstoff. Der Baum will das Chlorophyll in den
Blättern aber nicht verlieren. Es ist sehr wertvoll für ihn, denn die Bildung
von Chlorophyll ist für den Baum sehr aufwendig. Dafür muss er den ganzen
Sommer so richtig ackern.
Außerdem enthält Chlorophyll das
lebenswichtige Magnesium, das auch Dein Körper zum Leben benötigt. Das
Magnesium muss der Baum ebenfalls mit großer Anstrengung gewinnen, und zwar aus
dem Boden. Er nimmt es mit seinen Wurzeln auf. Du siehst also, es gibt für den
Baum gute Gründe, seine Blätter nicht einfach erfrieren zu lassen. Wenn die
Tage kürzer und die Nächte kälter werden heißt das für den Baum: Los, schnell
noch das Chlorophyll retten, es wird bald Frost geben.
Woher kommen
die neuen Blattfarben?
Der Baum zieht das wichtige und
wertvolle Chlorophyll in seine Äste und seinen Stamm zurück. Dort lagert er es
geschützt vor Kälte, bis der Frühling kommt. Der grüne Blattfarbstoff ist aber
nicht der einzige Farbstoff in den Blättern. Er überdeckt andere Farbstoffe,
die zusätzlich im Blatt enthalten sind: gelbe und braune. Wenn das Chlorophyll
das Blatt verlässt, bleiben gelbe Carotinoide - ja, Du denkst gerade richtig an
die gelb-orange Karotte - oder braune Gerbstoffe zurück.
Carotinoide färben beispielsweise
die Lärchen- und Birkenblätter gelb bis goldgelb. Die Braunfärbung von Buchen
und Eichen wird durch Gerbstoffe verursacht. Und rote Blätter? Wo kommt das
tolle Rot her? Der rote Farbstoff, den Du zum Beispiel an den Ahornblättern
beobachten kannst, wird Anthocyan genannt. Und jetzt kommt der absolute
Knaller: Das Anthocyan ist die "Sonnencreme" von empfindlichen
Blättern.
Es ist nicht wie die anderen
Farbstoffe schon im Blatt drin, die sichtbar werden, wenn das Chlorophyll
verschwindet. Anthocyan wird im Herbst von einigen Bäumen ganz neu gebildet.
Denn wenn das Chlorophyll beginnt, das Blatt zu verlassen, werden die Blätter
einiger Baumarten sehr empfindlich gegen die Sonne. Das ist wie bei uns
Menschen. Der eine kann wegen seiner etwas dunkleren Haut stundenlang in der
Sonne sitzen, der andere mit heller Haut kriegt `nen Sonnenbrand.
Und was hilft gegen Sonnenbrand?
Logo, eine Sonnencreme. Und bei manchen Bäumen ist das rote Anthocyan sozusagen
die Sonnencreme. Dieser Farbstoff schütz das Blatt solange vor Verbrennungen,
bis alles Chlorophyll vor dem nahenden Frost gerettet ist.
Warum fallen
die Blätter zu Boden?
Wenn der Rückzug des Chlorophylls
beendet ist, bildet sich zwischen Ast und Blatt eine Korkschicht aus. Damit ist
das Blatt von der Versorgung durch den Baum abgeschnitten. Es bekommt kein
Wasser und somit keine Nährstoffe mehr. Es verhungert regelrecht und fällt dann
irgendwann ab. Meist pustet es schon der Wind herunter. Übrigens: Mit den
bunten Herbstblättern kann man tolle Sachen basteln!
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