Mehr Alte - weniger Junge Die Menschen werden immer älter. In den Industrieländern gibt es schon seit längerem immer mehr alte und immer weniger junge Menschen. Daraus ergeben sich viele Probleme. In Deutschland zum Beispiel müssen immer weniger Berufstätige immer mehr Rentner versorgen, die Ausgaben der Krankenkassen wachsen, weil alte Menschen häufiger krank sind als jüngere. Mit verschiedenen Maßnahmen, zum Beispiel der Verlängerung der Lebensarbeitszeit - man erwägt sogar eine Anhebung für alle auf 70 Jahre - und mit der Verpflichtung zur privaten Altersvorsorge, versuchen die Politiker die Probleme in den Griff zu bekommen. Der Erfolg ist allerdings fraglich.
Jetzt beginnt sich eine ähnliche Entwicklung der Altersstruktur von Bevölkerungen auch in den so genannten Entwicklungsländern abzuzeichnen. Wenn die Prognosen zutreffen, dann wird die Erde schon in weniger als einem halben Jahrhundert von mehr Alten als Jungen bevölkert. Dann leben mehr Menschen über 60 als Jugendliche unter 15 auf der Welt - in der Menschheitsgeschichte etwas völlig Neues. Derzeit gibt es etwa 630 Millionen Menschen, die das siebte Lebensjahrzehnt erreicht haben. Bis zum Jahr 2050 werden es zwei Milliarden sein, also etwa jeder Fünfte. In Deutschland wird ihr Anteil sogar auf 36 Prozent steigen. Nach Aussage von UN-Generalsekretär Annan befinden wir uns mitten in einer stillen Revolution, die weit reichende ökonomische, soziale, kulturelle, psychologische und geistige Auswirkungen mit sich bringt.
Dieser Alterungsprozess hat vor allem zwei Gründe: Rückgang der Geburtenzahl durch die leichtere Verfügbarkeit von Verhütungsmitteln und steigende Lebenserwartung durch eine bessere medizinische Versorgung. Beides ist durchaus gewünscht, werden so doch Lebensqualität und Freiheit des Einzelnen gefördert. Das Land mit der ältesten Bevölkerung ist Japan; dort beträgt das Durchschnittsalter schon jetzt 41. Wenig dahinter folgen Italien, Deutschland und die Schweiz. In jüngeren Gesellschaften wie Niger, Uganda oder Jemen sind die Menschen dagegen heute im Durchschnitt nur 15 Jahre alt. Aber schon im Jahr 2030 werden etwa drei Viertel aller älteren Menschen in der „Dritten Welt" leben. Was es für diese Gesellschaften heißt, zusätzlich zu den bestehenden Härten auch noch ein Heer älterer Menschen versorgen zu müssen, lässt sich noch gar nicht abschätzen. Als eine Folge rechnen Fachleute mit einer alternden Landbevölkerung, weil die Jüngeren und Leistungsfähigeren ihr Glück in der Stadt suchen, statt sich um ihre zahlreichen älteren und kranken Familienangehörigen zu kümmern. Die Älteren bleiben zurück, ohne das Netz familiärer Bindungen. Während die Industrieländer zuerst reich wurden, bevor ihre Bevölkerung alterte, werden die Entwicklungsländer altern, bevor sie es zu Reichtum brachten, sagt die Generaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation.
Schon jetzt steht fest, dass sich keine Gesellschaft den Luxus wird leisten können, auf das Wissen, die Erfahrung und womöglich die Arbeitskraft der älteren Generation ganz zu verzichten. Das bisher geltende Konzept der drei Lebensphasen - Ausbildung, Beschäftigung und Ruhestand - wird in dieser starren Form wohl nicht überdauern. Schon jetzt ist von lebenslangem Lernen die Rede. Bald könnte das lebenslange Arbeiten hinzukommen. Immer mehr Teile der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung, sagen Fachleute, hängen dann von der Beteiligung der Senioren ab. "Aktives Altern" lautet das Stichwort. Das klingt gut, aber ob sich dahinter ein befreites und fröhliches Leben im Alter verbirgt, ist fraglich.
(Nach Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 09.04.2002)
Aufgabe zum Text
Markieren Sie
"Ja" für "entspricht dem Text" und "Nein" für
"entspricht nicht dem Text".
- In den
Industrieländern gibt es keine Probleme mit Überalterung.
- Es wird zunehmend
mehr alte Leute auf der Welt geben.
- Früher gab es
immer mehr Junge als Alte auf der Erde.
- Meschen
leben länger, weil die Medizin Fortschritte gemacht hat.
- Das deutsche
Rentensystem funktioniert bald nicht mehr.
- Weltweit wird die
Bevölkerung auf dem Land älter sein als in den Städten.
- In Deutschland
müssen die Menschen bald bis 70 arbeiten.
- Wenn mehr Babys
geboren werden, gibt es keine Probleme mehr mit Überalterung.
- In 50 Jahren gibt
es auf der Erde mehr Alte als Jugendliche.
- Die älteste
Bevölkerung hat Italien, dann Japan.
- In den
Entwicklungsländern werden vor allem die Älteren auf dem Land viele Probleme
bekommen.
- Man möchte nicht,
dass die Menschen so alt werden.
- 630 Millionen
Menschen sind zurzeit unter 70.
- Aktives
Altern" bedeutet mehr Lebensqualität für den Einzelnen.
|