Wunder
Ein Wunder wird der Mensch empfangen und gezeugt,
ein Wunder lebt er, wird geboren und gesäugt.
Ein Wunder wächst er, hört und sieht und fühlt sein Wunder,
Ein Wunder, dass er denkt, und was er denkt ein Wunder.
Ein Wunder steht er da in aller Wunder Mitte,
Und Wunder gehn ihm vor und nach auf Tritt und Schritte
An Wunder wird er so allmählich unwillkürlich
Gewöhnet, dass sie ihm erscheinen ganz natürlich.
Und wunderbar erscheint ihm Ungewohntes nur,
Der unverwundert sieht das Wunder der Natur.
Der Himmel hat eine Träne geweint
Der Himmel hat eine Träne geweint,
Die hat sich ins Meer verlieren gemeint.
Die Muschel kam und schloß sie ein:
Du sollst nun meine Perle sein.
Du sollst nicht vor den Wogen zagen,
Ich will hindurch dich ruhig tragen.
O du mein Schmerz, du meine Lust,
Du Himmelsträn' in meiner Brust!
Gib, Himmel, daß ich in reinem Gemüte
Den reinsten deiner Tropfen hüte.
Ich hab' in mich gesogen
Ich hab' in mich gesogen,
Den Frühling treu und lieb,
Daß er, der Welt entflogen,
Hier in der Brust mir blieb.
Hier sind die blauen Lüfte,
Hier sind die grünen Au'n,
Die Blumen hier, die Düfte,
Der blühende Rosenzaun.
Und hier am Busen lehnet
Mit süßem Liebes-Ach,
Die Liebste, die sich sehnet
Den Frühlingswonnen nach.
Sie lehnt sich an zu lauschen
Und hört in stiller Lust
Die Frühlingsströme rauschen
In ihres Dichters Brust.
Da quellen auf die Lieder
Und strömen über sie
Den vollsten Frühling nieder,
Den mir der Gott verlieh.
Und wie sie, davon trunken,
Umblicket rings im Raum,
Blüht auch von ihren Funken
Die Welt, ein Frühlingstraum.
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