Drei Monate nach der
Atomkatastrophe in Fukushima sind in Japan tausende Menschen gegen
Atomkraft auf die Straße gegangen. Allein in Tokio zogen mehrere
tausende Menschen am Firmensitz des Kraftwerksbetreibers Tepco vorbei.
Im ganzen Land gedachten die Menschen mit einer Schweigeminute der Opfer
der Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe vom 11. März, in deren Folge es
zu dem schweren Atomunfall in Fukushima gekommen war.
"Wir
wollen keine Atomkraftwerke", war auf Plakaten der rund 6000
Demonstranten in Tokio zu lesen. "Es ist Zeit, auf erneuerbare
Energiequellen umzusteigen", sagte der Chef von Greenpeace
International, Kumi Naidoo, vor Demonstranten im Yoyogi-Park in der
japanischen Hauptstadt, die sich anschließend mit Blumen in den Händen
zu einem weiteren Protestzug formierten. Einige Dutzend
Gegendemonstranten, offenbar rechtsgerichtete Bürger, wandten sich gegen
eine Abkehr von der Atomkraft. In ganz Japan gab es Medienberichten
zufolge etwa hundert Protestaktionen gegen die Atomkraftnutzung, unter
anderem in Hiroshima, das 1945 von einer US-Atombombe zerstört wurde. Mit
einer landesweiten Schweigeminute gedachten die Japaner der Opfer des
Erdbebens der Stärke 9,0 und des anschließenden Tsunamis am 11. März.
Seit der Naturkatastrophe gelten rund 23.500 Menschen als tot oder
vermisst. Bis heute leben etwa 90.000 Menschen in überfüllten
Notunterkünften. Aus dem Atomkraftwerk Fukushima 1 dringt immer noch
radiaktive Strahlung, in einem Umkreis von 20 Kilometern rund um das
Kraftwerk wurde eine Sperrzone eingerichtet. Regierungschef Naoto
Kan besuchte das Katastrophengebiet im Nordosten des Landes. In der
Hafenstadt Kamaishi sprach er mit örtlichen Behördenvertretern über eine
Verbesserung der Lebensbedingungen der Obdachlosen. Für die
Hilfsmaßnahmen müsse zusätzliches Geld eingeplant werden, sagte der
Ministerpräsident, der wegen des schlechten Krisenmanagements seiner
Regierung unter Druck steht. "Ich werde hart arbeiten", antwortete Kan
auf die Forderung eines Mitarbeiters der Fischereibehörde nach einem
zusätzlichen Hilfsfonds. Die auflagenstarke Zeitung "Yomiuri
Shimbun" kritisierte die bisherige Katastrophenhilfe der Regierung in
einem Kommentar als "unzureichend". Experten zufolge dürfte der
Wiederaufbau des Katastrophengebietes ein Jahrzehnt dauern und
umgerechnet hunderte Milliarden Euro verschlingen.
|