Der Countdown zum Sportereignis des Jahres läuft: Vom 26. Juni bis 17.
Juli 2011 richtet Deutschland die FIFA-Frauen-Fußball-WM 2011 aus und
freut sich auf ein großes Sportfest mit begeisterten Fans aus der ganzen
Welt, toller Atmosphäre und spannenden Spielen.
Unter dem WM-Slogan „20ELF von seiner schönsten Seite" spielen die 16
besten Frauennationalmannschaften um den WM-Pokal. Die deutschen
Frauen, eines der international erfolgreichsten Teams, gehen als
amtierende Weltmeisterinnen in das Heim-Turnier, das in neun deutschen
Städten ausgetragen wird.
Auf der neuen Webseite www.frauenfussball.diplo.de
können sich Fußball-Fans jetzt über die WM in Deutschland informieren.
Das Online-Portal des Auswärtigen Amts zeigt die vielen Facetten der WM
und berichtet auf Deutsch und Englisch über das Gastgeberland, alles
Wissenswerte zum Turnier und der Geschichte des Frauenfußballs.
Persönlichkeit statt nackter Haut
Vor der Fußball-WM im eigenen Land ist die deutsche
Frauen-Nationalelf gefragter Werbepartner. Die Kunden wollen von der
Aufmerksamkeit und dem positiven Image des Teams profitieren. "Sex
sells!" - gilt dabei nicht.
"20elf von seiner schönsten Seite" – Das offizielle Motto der Frauen
Fußball-WM 2011 könnte im Moment auch für die Arbeit von Doris Fitschen
gelten, der Managerin der
Fatmire Bajmaraj
(© picture alliance/augenklick)
deutschen Nationalelf. Das Turnier und der Erfolg der Mannschaft hat das
Interesse von Werbekunden und Sponsoren geweckt. "Seit mehr als drei
Jahren arbeiten wir auf die WM hin und jetzt merken wir wie groß die
Nachfrage in der Wirtschaft ist", sagt Fitschen. Zum ersten Mal in der
Geschichte des deutschen Frauenfussballs konnte die DFB-Managerin einen
ganzen Sponsorenpool zusammenstellen: "Wir haben fünf Premiumpartner und
einen Hauptpartner, jeweils aus unterschiedlichen Branchen." Neuer
Hauptpartner ist der Allianz-Versicherungskonzern, der sich zu einer
Zusammenarbeit bis Ende 2014, also weit über das WM-Turnier in
Deutschland hinaus verpflichtet hat. Aus Sicht von Sponsoringberater
Hartmut Zastrow ein sinnvoller Schritt: "Die Frauen-Nationalelf mit der
WM im eigenen Land ist eine unglaublich gute Werbegelegenheit, die im
Moment sehr gefragt ist." Vorteil für die Werbekunden sei, so Zastrow,
die große mediale Aufmerksamkeit, die während des Turniers im Juni und
Juli ihren Höhepunkt erreichen wird. Für viele Branchen interessant Acht
bis zwölf Millionen Fernsehzuschauer erwartet der Werbefachmann für die
Übertragungen der WM-Partien der DFB-Frauen. Eine realistische
Einschätzung, schließlich haben schon 2007 rund elf Millionen Zuschauer
den 2:0-Erfolg der Mannschaft von Bundestrainerin Silvia Neid im
WM-Finale in China live mitverfolgt. "Das ist Interessant für alle
Hersteller von Massenprodukten", erklärt Zastrow den Werbeffekt. Dabei
komme es auch darauf an, dass die Kickerinnen glaubhaft für das Produkt
stehen können. "Klassische Frauenprodukte wären da sicherlich zu
nennen", erklärt Zastrow, "aber auch Autos oder Bankprodukte, also Dinge
die die Spielerinnen auch im Alltag brauchen." Natürlich versuchen die
Sponsoren über die DFB-Frauen mit ihrer Werbung möglichst viele Menschen
zu erreichen.
Nadine Angerer
(© picture alliance/augenklick)
Die genaue Zielsetzung kann aber je nach Branche höchst
unterschiedlich sein, erklärt Managerin Fitschen. "Die einen wollen eben
näher an ihre Zielgruppe. Die Anderen wollen die Euphorie und den
Schwung des WM-Turniers nutzen, wieder andere engagieren sich für die
Basisarbeit und machen Aktionen vor Ort, wie zum Beispiel
Mädchenfußballturniere." Wichtig für die Wirksamkeit der Werbung ist
auch die Exklusivität: Nur ein Unternehmen aus jeder Branche darf sich
im Sponsorenpool der Nationalelf engagieren. In Sachen Zielgruppe haben
die DFB-Doppelweltmeisterinnen auch etwas Besonderes zu bieten, betont
Werbefachmann Zastrow: "Die Frauen-Mannschaft zieht bei ihren Spielen
viele Familien und viele Frauen ins Stadion." Positives Image versus altes Klischee
"Als
erstes sind wir natürlich erfolgreich", beschreibt Fitschen nicht ohne
Stolz das Image der Nationalelf, "und die Spielerinnen sind junge,
moderne, attraktive, sportliche Frauen." Das werde in den Werbespots
auch zur Entfaltung kommen. Zum ersten Mal hatte die Managerin ihre
Spielerinnen dafür zu zwei Marketingtagen zusammengerufen. Im Januar
traf sich der Kader um Silvia Neid für zahlreiche Fotoshootings und
Werbedrehs in Düsseldorf. Jung und symphatisch sei die Mannschaft
erklärt auch Zastrow, fügt allerdings hinzu: "Die einzelnen Spielerinnen
sind noch nicht so bekannt. Artikel Bildrechte: Arnulf Boettcher
DWBildunterschrift: Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift:
Keine Hypothek bei Werbern: Zastrow über Homosexualität bei
Nationalspielerinnen Aber die Mannschaft als Ganzes, mit ihrer Trainerin
Silvia Neid, die sehr populär ist, ist als sogenanntes
Gruppentestimonal interessant." Im WM-Jahr scheinen die Kickerinnen
offenbar auch die Chance zu haben ein altes Klischee endgültig
abzuschütteln. Jahrzehntelang waren die Fußballerinnen im männlich
dominierten Sport als „Mannsweiber" verschrien. Nach einer
Erhebung der Kölner Sportwissenschaftlerin Daniela Schaaf ist das in den
Köpfen vieler Sportjournalisten bis heute so geblieben. Tatsächlich
lieben einige Nationalspielerinnen Frauen, manche öffentlich, so wie zum
Beispiel Torhüterin Nadine Angerer, manche nicht. Für den DFB mache das
keinen Unterschied, erklärt Managerin Fitschen: "Es gibt keinen
Verhaltenskodex was die sexuelle Orientierung der Spielerinnen betrifft.
Es wird niemandem untersagt, sich zu outen. Ich bin überzeugt, dass für
eine Spielerin keine Nachteile entstehen." Der Frauenfußball ist damit
weitaus moderner als der bis heute homophobe Männer-Profisport. Für die
Werbeindustrie sei das Klischee kein Hemmnis mehr, ist Sponsoringexperte
Zastrow überzeugt. Zum einen habe sich die Gesellschaft in diesem Punkt
weiterentwickelt, zum anderen stelle sich die Nationalelf nicht so dar.
"Es gibt die burschikoseren Spielerinnen, die ebenso ihre Fans finden",
erklärt er, "aber es gibt auch die weiblichen Stars. Das ist keine
Hypothek. Sexuelle Vorlieben spielen heutzutage immer weniger eine
Rolle."
Spielerinnen nicht nur im Kollektiv gefragt Lira
Bajramaj jubelt über ihr Tor im DFB-Pokalfinale der Frauen. Die
Frauen-Fußball WM wird auch neue Stars bringen – Spielerinnen die aus
dem Kollektiv herausragen. Sei es, weil sie fußballerisch überzeugen
oder einfach in den Medien gut rüberkommen. Ihnen winken auch
langfristig lukrative Werbeverträge meint Zastrow, sportlicher Erfolg
sei dafür aber nicht zwingend nötig. Beinahe wehmütig beurteilt Doris
Fitschen die Möglichkeiten der heutigen Nationalspielerinnen sich selbst
zu vermarkten.
Deutsche Frauenfussball-Nationalmannschaft - Fatmire Bajramaj
(© picture-alliance/ dpa)
"Verglichen mit meiner aktiven Zeit geht da heute viel mehr", erzählt
Fitschen. Damals sei es schon ein großer Erfolg gewesen einen
Ausrüstervertrag mit einem der großen Sportartikelhersteller zu
ergattern. Heute sind einzelne Spielerinnen, wie zum Beispiel Fatmire
Bajramaj, gefragte Werbepartnerinnen. Die Mittelfeldakteurin mit
albanischen Wurzeln macht Werbung für Kosmetik, Stürmerin Simone Laudehr
für eine Sportsalbe. "Gerade jetzt im WM-Jahr haben einige Spielerinnen
persönliche Sponsoringverträge. Damit können sie im Moment Geld
verdienen das ganz gut zum Leben reicht." Fitschen hofft, dass das auch
nach der WM so bleibt: "Es ist unser Ziel, dass die Frauen-Bundesliga
und der Frauenfußball allgemein einen Schub bekommt und auf ein anderes
Level gehoben wird." Gelingt das, hätte sich das WM-Motto für Fitschen
wirklich bewahrheitet und sich 20elf wirklich von seiner schönsten Seite
gezeigt.
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