Wird ein Kaninchen ohne Ohren zum Mahnmal der Reaktorkatastrophe von Fukushima?
Elefanten haben Rüssel, Schildkröten Panzer und Hasen Ohren. Fehlen
einem Kaninchen die Ohren, ist etwas faul. Ist es noch dazu in der Nähe
eines havarierten Atomkraftwerks auf die Welt gekommen, finden wir das
ungemein unheimlich. Vor ein paar Tagen stellte ein Nutzer das Video
eines weißen Kaninchens ohne Ohren ins Netz.
Dem weißen Tier scheint
abgesehen eines für seine Bezeichnung doch recht essentiellen
Körperteils nichts zu fehlen. Es hoppelt mit ein paar Kaninchenkollegen
durch ein Gehege und tut das, was Kaninchen eben so tun: Es mümmelt.
Wäre da nicht seine auffällige Ohrlosigkeit in Kombination mit seinem
Geburtsort, würde sich die Welt nicht für den „Nuclear Rabbit"
interessieren. Laut
seines Besitzers Yuko Sugimoto kam das Tier aber am 7. Mai auf die
Welt, angeblich in Namie City, 30 Kilometer von der Sperrzone rund um
die havarierten Reaktorblöcke von Fukushima entfernt. Dort wurde am
vergangenen Samstag in der Luft die bisher höchste Strahlendosis seit
dem Unglück vom 11. März gemessen. Das teilte der Betreiber Tepco mit.
Obwohl das öffentliche Interesse an dem Unglück in den letzten Wochen
zurückgegangen ist, spitzt sich die Lage dort zu: Rund 100.000 Tonnen
verstrahltes Wasser, die dazu verwendet wurden, die Reaktoren zu kühlen,
drohen überzulaufen – angesichts der bald beginnenden Taifun-Saison.
Ob die fehlenden Ohren des Kaninchens wirklich auf Strahlenschäden
zurückzuführen sind, kann man nicht mit Sicherheit sagen. Greenpeace und
die US-amerikanische Strahlenbehörde fordern allerdings schon seit
langem die Evakuierungszone von 30 auf 60 beziehungsweise 80 Kilometer
auszuweiten.
Als 1986 der Reaktor von Tschernobyl
explodierte, gingen einige Monate später die Bilder von Kindern mit
Wasserköpfen um die Welt. Ein Kaninchen ohne Ohren sieht um einiges
niedlicher aus. Wenigstens das.