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Gedicht des Monats
24.02.2011, 13:31

ZITRONENFALTER IM APRIL

Grausame Frühlingssonne,
Du weckst mich vor der Zeit,
Dem nur in Maienwonne
Die zarte Kost gedeiht!
Ist nicht ein liebes Mädchen hier,
Das auf der Rosenlippe mir
Ein Tröpfen Honig beut,
So muß ich jämmerlich vergehn,
Und wird der Mai mich nimmer sehn
In meinem gelben Kleid. *)

Der Dichter, Eduard Mörike (1804-75), ist einer der großen unter den deutschsprachigen Lyrikern des 19. Jahrhunderts. Aber spricht hier wirklich Mörike? Zu uns?

Eduard Mörike
 

Er legt seine Worte einem anderen in den Mund, und angesprochen (Vers 1) sind auch nicht die Leser. Nein, ein Falter erteilt der Sonne eine Biologie-Lektion, vorwurfsvoll: 

Ihre Wärme hat den Schmetterling zu früh aus der Larve gelockt. Im April findet der noch keine Rosen, aus denen er seine Nahrung, den Honig, saugen kann. So ist er dem Verderben geweiht. - In der Schule könnte es nun heißen: Nenne weitere Schäden, die ein zu früher Wärme- oder Kälteeinbruch in der Natur anrichten kann!

Doch der Leser ahnt sofort, das ist nicht alles. Spätestens beim "lieben Mädchen" wird klar, dass der Dichter von sich, zumindest auch von sich, spricht. Die "Rosenlippe" markiert den Übergang vom Naturgeschehen zum Menschlichen, vom Falter zum Ich. Ein Blick auf Mörikes Lebensdaten bestätigt die Ahnung des Lesers. Erst im Alter von 47 Jahren, 1851, erfüllte sich für ihn mit der Heirat eine lang gehegte Hoffnung. Das Gedicht vom "Zitronenfalter" war fünf Jahre zuvor entstanden, Jahre des Entbehrens offenbar. - Wer dieser Art, das Gedicht zu lesen, folgen mag, wird Zeile für Zeile auf poetische Bilder für das persönliche Befinden und Empfinden des Dichters abklopfen.

Anton Stephan R., von dem die Anregung kam (siehe oben): Das Gedicht "ist also in zehn Zeilen nicht nur eine ökologische, sondern auch eine anthropologische und poetologische Aussage".

 

Von außen betrachtet, ist Mörikes Leben unauffällig verlaufen. Es begann in Ludwigsburg, endete in Stuttgart. Nie hat ihn sein Weg aus dem Umkreis dieser beiden Nachbarstädte hinausgeführt. In Tübingen studierte er in den 1820er Jahren evangelische Theologie (wie auch etliche andere schwäbische Dichter jener Zeit). 

Panorama von Tübingen
Tübingen, etwa 1820 

Von 1834 bis 1843 war er Dorfpfarrer. Aus gesundheitlichen Gründen musste er sich früh pensionieren lassen. Später konnte er noch einige Jahre als Dozent für Literatur an einem Stuttgarter Stift wirken. Zuletzt lebte er, ganz zurückgezogen, nur noch seinem dichterischen Schaffen.

Ein unauffälliges Leben, kränklich, in Armut - von außen betrachtet, wie gesagt. Darüber hat Mörike auch nicht geklagt; denn nie hatte er den geringsten Zweifel, dass seine eigentliche Bestimmung das Dichten war, auch nicht, wenn er einmal scherzte:

Mein Wappen ist nicht adelig
Mein Leben nicht untadelig,
Und was da wert sei mein Gedicht,
Fürwahr, das weiß ich selber nicht.

Er wusste es sehr wohl. Dass er ein poetisches Genie war, erkannten zeitgenössische Dichter und auch die Verleger schon zu seinen Lebzeiten. Gottfried Keller nannte ihn    „Sohn des Horaz *) und einer feinen Schwäbin".

Dennoch blieb er mit seiner subtilen, formal strengen und bildlich kraftvollen Lyrik ein wenig im Schatten. Seine Themen waren nicht "aktuell". Damals beherrschte und erregte die politische Dichtung des "Neuen Deutschland" die Szene (vgl. die Anmerkungen zum Gedicht des Monats Juni 2008).

Sein Werk ist, für ein mehr als fünfzig Jahre langes Schaffen, nicht umfangreich. Es füllte am Ende gerade einmal drei, vier Bände. Wer sich in die vertieft, ahnt, warum Mörike sich auf weniges konzentrierte: Lang hat er an der Perfektion jedes Verses, jedes Satzes gefeilt, auch wenn es am Ende immer so aussieht, als seien ihm die Bilder, Sätze und Reime, die Eleganz der Klarheit nur so zugeflogen.

 
*) Horaz (Horatius, 65 - 8 v. Chr.) war der größte, in Europa für Jahrhunderte den Maßstab setzende Lyriker der lateinischen Antike. Formale Strenge des Vers-Taktes war für ihn, wie später für Mörike, eines der Geheimnisse sprachlicher Eleganz. 

 

Titelblatt der Erstausgabe 

Mörike war in aller erster Linie ein Vers-Dichter. Doch wir haben von ihm auch ein paar kürzere Prosawerke, deren Lektüre noch immer eine leicht zugängliche Freude ist. Die Novelle "Mozart auf der Reise nach Prag" ist eine Huldigung des Dichters an den von ihm (und vielen anderen Zeitgenossen) geliebten Komponisten und zugleich eine psychologisch einfühlsame Fallstudie zum Thema 'Genie und reale Welt' - 50 Seiten große deutsche Prosa.

Mörikes Jugendwerk "Maler Nolten" (1831) gehört zur schon seit dem 18. Jahrhundert beliebten Gattung der Entwicklungs- oder Bildungsromane. In ihnen wurde, in aller Ausführlichkeit, die niemals geradlinige Suche junger, schöngeistig oder künstlerisch veranlagter Männer nach ihrer wirklichen Bestimmung und ihrem Platz im realen Leben dargestellt. Maler Noltens Weg ist von Leid und Leidenschaft geprägt, endet tragisch. - Diese Romane (s. auch "Wilhelm Meisters Lehrjahre" von Goethe beim Gedicht des Monats März 2009) sind heute nicht leicht zu lesen, hatten aber zu ihrer Zeit ein großes Publikum.

Erstausgabe, 1856 
 

Auch heute noch mit Genuss und ohne Mühe zu lesen ist Mörikes Prosa-Erzählung  "Das Stuttgarter Hutzelmännlein" (1853, etwa 100 Seiten), eine heitere und von ihrem Autor frei erfundene, sagenartige Geschichte.

 

Zurück zu den Gedichten! Niemand muss, niemand kann wissen, wer "Weyla" ist oder war. Ein Land namens "Orplid" findet man weder im Atlas noch in alten Texten. Wie die Gestalt des "Hutzelmännleins", sind auch diese Namen von Mörike frei erfunden. Sie tragen eines seiner schönsten und zugleich rätselhaftesten Gedichte. 

Schön, weil rätselhaft? Oder rätselhaft, weil auf unerklärliche Weise schön? Generationen von Leserinnen und Interpreten haben das - vergeblich - zu beantworten versucht.

GESANG WEYLAS

Du bist Orplid, mein Land!
Das ferne leuchtet;
Vom Meere dampfet dein besonnter Strand
Den Nebel, so der Götter Wange feuchtet.

Uralte Wasser steigen
Verjüngt um deine Hüften, Kind!
Vor deiner Gottheit beugen
Sich Könige, die deine Wärter sind.

            
Eduard Mörike - Portrait 
  Photographie, 1864

"Kind", "Könige", "Gottheit"? Aus der biblischen Weihnachtsgeschichte? Wieso dann "die Götter"? Wieso ist "mein Land" das "Kind"? "Uralte Wasser" um dessen "Hüften"? Wieso "ferne"? Und überhaupt: Wer ist Weyla?

Nein, wir können (sollen?) das alles nicht beantworten. Als sicher kann nur gelten, dass die "Wärter" nicht als die Aufpasser des heutigen Wortgebrauchs, sondern, positiv, als Beschützer zu verstehen sind. - Was uns bewegt, ist die tiefe Ehrfurcht vor dieser Heilsgröße, die Sehnsucht, mal nach diesem leuchtenden Land, mal nach "dem" Kind oder nach beidem in einem - das menschliche Hoffen auf etwas, das wir nicht genau erkennen, dem wir uns nur mit Hilfe benennbarer Einzelelemente nähern können. Acht sanft gemeißelte, genial knappe Zeilen.

Wo übrigens Mörike nicht zögert, "beugen" auf "steigen" zu reimen, da bekennt er sich gelassen zu seiner schwäbischen Mundart, wie auch mit "beut" und "Kleid" im "Zitronenfalter".

 

Wie bei der rätselhaften Weyla und dem Zitronenfalter verlegt Mörike seine Gedanken, seine Sicht gern und - vom Ausgesagten her plausibel - in das Sprechen oder Handeln anderer. 

Ein Erlebnis, das sicher auch sein eigenes und das mancher seiner Leserinnen und Leser ist, stellt er als das einer namenlosen armen Magd vor.

 
DAS VERLASSENE MÄGDLEIN

Früh, wann die Hähne krähn,
Eh die Sternlein verschwinden,
Muss ich am Herde stehn,
Muss Feuer zünden.

Schön ist der Flammen Schein,
Es springen die Funken;
Ich schaue so drein,
In Leid versunken.

    

Plötzlich, da kommt es mir,
Treuloser Knabe,
Dass ich die Nacht von dir
Geträumet habe.

Träne auf Träne dann
Stürzet hernieder;
So kommt der Tag heran -
O ging er wieder!

Einmal ist’s gar eine gänzlich körper- und leblose Erscheinung, der Mörike die Fähigkeit zu eigenen sinnlichen Wahrnehmungen, Gedanken und Bewegungen gibt - in einem seiner bekanntesten Gedichte:

                                               UM MITTERNACHT

                                    Gelassen stieg die Nacht ans Land,
                               Lehnt träumend an der Berge Wand,
                               Ihr Auge sieht die goldne Waage nun
                               Der Zeit in gleichen Schalen ruhn;
                                    Und kecker rauschen die Quellen hervor,
                                    Sie singen der Mutter, der Nacht, ins Ohr
                                          Vom Tage,
                              Vom heute gewesenen Tage.

                                    Das uralt alte Schlummerlied,
                              Sie achtet’s nicht, sie ist es müd’;
                              Ihr klingt des Himmels Bläue süßer noch,
                              Der flücht’gen Stunden gleichgeschwung’nes Joch.
                                    Doch immer behalten die Quellen das Wort,
                                    Es singen die Wasser im Schlafe noch fort
                                          Vom Tage,
                              Vom heute gewesenen Tage.

Nicht nur die Nacht hat hier menschliche Züge, gar ein Auge. Auch die Quellen sind keck (selbst ihr Vers-Rhythmus), sie singen und schlafen. Ja, "des Himmels Bläue" klingt, und die Zeit ruht.

Noch bekannter als "Um Mitternacht" ist Mörikes Gedicht, in dem sogar die Veilchen träumen und etwas tun wollen. Der Dichter macht das glaubhaft:

 

ER IST’S


Frühling läßt sein blaues Band 
Wieder flattern durch die Lüfte; 
Süße, wohlbekannte Düfte 
Streifen ahnungsvoll das Land. 
Veilchen träumen schon,  
   

Wollen balde kommen. 
- Horch, von fern ein leiser Harfenton!

Frühling, ja du bist's! 
Dich hab ich vernommen!

Müssen wir uns ärgern oder freuen wir uns, dass die ersten beiden dieser Verse neuerdings von der plakatierenden Werbeindustrie zitiert werden?

 

Selbst der Wetterhahn auf der Kirche meldet sich quasi-menschlich zu Wort. Die Idylle "Der alte Turmhahn" beginnt (in seiner 1. Fassung) so:

Handschrift Mörikes
 Zu Klepperfeld im Unterland
Wohl an die hundert Jahr ich stand
Auf dem Kirchenthurm ein guter Hahn
Als ein Zierath und Wetterfahn’.
In Sturm und Wind und Regennacht
Hab ich allzeit das Dorf bewacht.
[...] 
 

 

Den praktizierenden Protestanten und studierten Theologen, der auch seelsorgerisch tätig war, erkennt man im dichterischen Werk Mörikes selten. Fast hat man den Eindruck, seine Religiosität sei einfach ein Tribut an die Grundbefindlichkeit des schwäbischen Bildungsbürgertums gewesen und eine Möglichkeit des beruflichen Broterwerbs.

Dennoch tauchen Fragen des Glaubens immer wieder in Mörikes poetischem Werk auf. Denen stellt er sich dann persönlich als "ich", ohne andere oder anderes vorzuschicken.

 Reclam-Ausgabe
          GEBET 
  
Herr, schicke, was du willt, 
Ein Liebes oder Leides; 
Ich bin vergnügt, daß beides 
Aus deinen Händen quillt.  
 Wollest mit Freuden 
Und wollest mit Leiden 
Mich nicht überschütten! 
Doch in der Mitten 
Liegt holdes Bescheiden.  
 
 Preisgünstige Ausgabe    


Klingt vielleicht auch das eher nach gedanklicher Rationalität als nach frommer Ergebenheit?

 

Das Gedicht entstand 1846 und erschien zuerst 1857 in der Zeitschrift "Kunst- und Unterhaltungsblatt für Stadt und Land". In der 4. Auflage seiner Gedichtsammlung (Stuttgart 1867) hat Mörike es abermals veröffentlicht.


 Haus der deutschen Sprache
Категория: Ein wenig Poesie | Добавил: mistelena | Теги: Poesie, Deutsch lernen, Lesetext
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